Aufregung im Tenniszirkus: die im Normalfall ruhige, spielfreie Zeit im ATP Kalender im Dezember wird heuer von einem Wettskandal überschattet. Das Ausmaß der Vorwürfe ist im Detail noch nicht bekannt. Klar dürfte allerdings sein, dass es sich um ein internationales System handelt. Derzeit laufen bereits gegen zahlreiche Akteure Ermittlungsverfahren. Die Meldung schlug in internationale Medien in den vergangenen Tagen hohe Wellen.
Über 135 Spieler betroffen
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge sind weltweit mehr als 135 Spieler in den ATP Wettskandal involviert. Dementsprechend erstrecken sich die Ermittlungen bereits auf viele Länder, darunter unter anderem die Tennis-Großmächte Spanien, Frankreich und die USA sowie Belgien. Auch das US-amerikanische FBI dürfte involviert sein. Es sollen Verhandlungen mit den belgischen Ermittlern aufgenommen worden sein. Konkrete Zahlen und Informationen liegen noch nicht vor, klar ist aber, dass offenbar auch ein Spieler aus der den Top 30 der aktuellen Weltrangliste, der schon drei ATP-Turniere gewinnen konnte, unter Verdacht steht, an Spielverschiebungen mitgewirkt zu haben.
Behörden wittern Mafia-Strukturen
Eric Bisschop, Vize-Generalstaatsanwalt Belgiens und beteiligter Ermittler, geht von einem weitläufigen Netz mit mafiösen Strukturen aus. „In diesem Fall geht es um das Netzwerk einer armenischen Wettmafia, das sich über sieben Länder in Europa ausgebreitet und hochintelligent und im großen Stil betrogen hat“, so Bisschop.
Internationaler Wettskandal: Deutscher involviert? #atp https://t.co/X4SJnptqzA
— SPORT1 (@SPORT1) December 15, 2019
Das System der Wettmanipulatoren sei in dieser Form bisher noch nicht aufgetaucht und dementsprechend einzigartig. In enger Absprache mit den Tennisprofis seien teilweise hunderte kleinere Beträge auf manipulierte Spiele gewettet worden, die sich zu zehntausenden Euro summierten. Die Ermittlungen sollen bereits weit fortgeschritten sein, auch ein deutscher Profi namens Max H. soll in den Skandal involviert sein. Auf Anfrage mehrerer deutscher Medien räumte dieser zwar eine Anklage ein, wollte sich aber nicht näher dazu äußern.
Welche Dimensionen der Wettskandal tatsächlich erreicht hat, ist noch immer Spekulation. Klar ist aber, dass der Tennis-Zirkus gerade jetzt keine Negativschlagzeilen gebrauchen kann. Wenige Wochen vor dem ohnehin umstrittenen Debüt des neu geschaffenen ATP Cups (Tennis Wetten hat berichtet). Ob sämtliche Vorwürfe bis zum ersten Grand Slam – den Australian Open 2020 – schon ausgeräumt werden können wird sich zeigen. Eines ist vorerst jedoch sicher. Die ATP Tour wird für’s erste einmal nicht zur Ruhe kommen.