Steffi Graf und Martina Navratilova haben die WTA Tour geprägt wie kaum jemand. Der erste große Clash zwischen den beiden Ausnahmekönnerinnen war das Finale der French Open 1987. Tennis Wetten blickt auf den Kampf der Generationen und die Geburtsstunde einer Legende zurück. Alle Hintergründe zu Steffi Grafs Premierentriumph.
Die Ausgangslage
Bereits seit einigen Jahren war klar, wohin der Weg von Steffi Graf führen würde. Die Deutsche galt als absolutes Ausnahmetalent. In verschiedenen Nachwuchsklassen dominierte die Mannheimerin nach Belieben. Auch bei den Profis war Graf im Frühsommer 1987 bereits angekommen. Nachdem sie bereits mit 13 Jahren 1982 ihre Debüt auf der Tour gegeben hatte, gab es auch Kritik. Graf spielte sich aber rasch in die Weltspitze. Vor den French Open hatte die damals 17-jährige bereits 14 WTA Titel eingefahren. Der erste Triumph bei einem Major galt nur als eine Frage der Zeit.
Martina Navratilova war zu diesem Zeitpunkt DER Superstar im Damentennis. Die gebürtige Tschechoslowakin, mittlerweile für die USA aktiv, war die dominierende Spielerin der 80er Jahre. Vor Roland Garros hielt Navratilova bereits bei 15 Grand Slam Titeln. Zudem hatte die damals 30-jährige im Doppel 24 Mal zugeschlagen – bis heute hält sie damit den Damen Rekord Tennis für die meisten Major-Erfolge insgesamt. 1987 war Navratilova mit kurzen Unterbrechungen schon fünf Jahre lang die Nummer 1 der Welt. Graf galt zwar als ihre legitime Nachfolgerin, noch war die US-Amerikanerin aber die Messlatte.
Grafs unheimliche Saisonbilanz
Bis zu den French Open spielte Graf eine unglaubliche Saison Nachdem sie auf ein Antreten bei den Australian Open verzichtet hatte, dominierte die Deutsche die Tour nach Belieben. In 33 Matches setzte es für das Wunderkind keine einzige Niederlage. Insgesamt streifte Graf sechs Turniersiege ein. In der Weltrangliste hatte sich das Ausnahmetalent bereits auf den zweiten Platz vorgebarbeitet. In Paris schickte sich Graf nun an, die jahrelange Vormachtstellung Navratilovas endlich zu brechen.
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Für die Nummer 1 der Welt verlief die Saison weniger erfolgreich. In Melbourne musste sich Navratilova im Finale knapp geschlagen geben. Danach gelang es der jahrelangen Dominatorin nicht, im Einzel ein Turnier zu gewinnen. Anders dagegen im Doppel. Dort bewies die 30-jährige einmal mehr ihre Qualitäten und siegte sowohl bei den Australian Open, als auch drei weiteren Turnieren. Für die French Open musste man die topgesetzte Navratilova aber auch im Einzel auf der Rechnung haben.
Der Weg ins Finale
Graf prolongierte ihre Topform auch in der Stadt der Liebe. Gegen Csilla Cserepy, Iva Budarova und Jana Novotna gab die Deutsche insgesamt nur 5 Games ab. Das Achtelfinale gegen Helen Kelesi war knapper, wieder brauchte Graf schließlich aber nur zwei Sätze zum Weiterkommen. Nachdem Manuela Maleeva ebenfalls mühelos vom Platz gefegt wurde, wartete im Halbfinale die größte Challenge. Mitfavoritin Gabriela Sabatini hatte Graf mehrere Male kurz vor dem Aus. Im Entscheidungssatz lag die Argentinierin bereits mit 3:5 in Front. Die favorisierte Mannheimerin behielt aber die Nerven und kämpfte sich eindrucksvoll zurück. Am Ende hieß es 6:4, 4:6, 7:5 aus Sicht von Graf, die damit ihr erstes Grand Slam Finale erreichte.
Navratilova startete etwas schleppend ins Turnier, ließ ab der dritten Runde aber keine Zweifel an ihrem Finaleinzug aufkommen. Gegen Catherine Tanvier und Adrian Villagran war die Nummer 1 der Welt überraschend gefordert. Danach gab Navratilova aber keinen einzigen Satz mehr ab. Petra Huber, Sylvia Hanika, Claudia Kohle-Kohde-Klisch und Erzrivalin Chris Evert hatten dem Superstar nichts entgegenzusetzen.
Duell der Generationen
Von Beginn an entwickelte sich ein Schlagabtausch auf höchstem Niveau. Navratilova setzte auf ihr aggressives Spiel, mit dem sie Grafs Rückhand immer wieder attackierte. Die Deutsche hielt aber stark dagegen und ließ die US-Amerikanerin ihre Offensivstärke nicht entfalten. Am Ende eines umkämpften Satzes gelang Graf bei 4:4 das entscheidende Break. Die 17-jährige ließ nicht zweimal bitten und servierte zur Satzführung aus.
Auch danach lieferten beide Spielerinnen hochklassigen Sport. Bei zunehmendem Wind spielte Navratilova mehr und mehr ihre Routine aus. Erneut steht es 4:4, ehe Graf bei eigenem Aufschlag patzt. Diesmal schlägt die US-Amerikanerin eiskalt zu und holt sich den Satzausgleich. Auch der Entscheidungssatz verlief auf Augenhöhe. Navratilova servierte zwischenzeitlich zum Titel, leistete sich dann aber einen Doppelfehler und brachte Graf wieder ins Spiel. Die Deutsche spielte daraufhin aggressiver auf die Grundlinie und ging auch immer öfter ans Netz. Langsam aber sicher gewann sie die Oberhand, ein weiterer Doppelfehler Navratilovas besiegelte schließlich das 8:6 aus Sicht der Deutschen. Graf stand als French Open Siegerin fest, der Machtwechsel war vollzogen.
Beide Spielerinnen gingen im Laufe ihrer Karrieren in die Tennisgeschichte ein. Graf gewann insgesamt 22 Major Events. Die Krönung erfolgte im Jahr 1988, wo sie als bislang einzige Spielerin (Damen und Herren) den Golden Slam gewinnen konnte. Navratilova ist an Titeln gemessen die erfolgreichste Akteurin aller Zeiten. Insgesamt errang die gebürtige Tschechoslowakein unglaubliche 167 Einzeltitel auf der WTA Tour. Im WTA Spielplan 2022 sind beide noch hin und wieder in Legendenmatches zu sehen.