Am 7. Juli 1985 wurde deutsche Tennisgeschichte geschrieben. Als erster Spieler in der Open Era gewann Boris Becker eines der vier Grand Slam Turniere. Im zarten Alter von 17 triumphierte Becker in Wimbledon. Mit dem Finalsieg gegen Kevin Curren startete eine einzigartige und erfolgreiche Tenniskarriere. Wir blicken auf jenen historischen Tag und den emotionalen ersten Major-Triumph der deutschen Sportikone zurück.
Die Ausgangslage
Boris Becker galt Mitte der 80er als „Next Big Thing“ auf der ATP Tour. Erstmals seit Jahrzehnten konnte wieder ein Deutscher an der Weltspitze mitmischen. 1985 feierte Becker den Titel bei der Junioren-WM. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war klar, dass sich hier ein kommender Superstar auf den Weg machte.
Der gebürtige Südafrikaner Curren war im Sommer 1985 schon einige jahre auf der Tour unterwegs. Aufgrund anhaltender Visum-Probleme entschied sich der damals 27-jährige im April für die US-Staatsbürgerschaft. In Wimbledon ging Curren damit schon für die USA an den Start. Den größten Erfolg hatte der Mann aus Durban bei den Australian Open 1984 gefeiert. Dort war er ins Finale eingezogen und verpasste nur knappen seinen ersten Grand Slam Titel. Ansonsten war Curren kaum in Erscheinung getreten und galt nicht als einer der großen Spieler seiner Generation.
Am Sprung in die Weltspitze
Für den damaligen Youngster Becker bedeutete die Saison 1985 den Durchbruch auf Profiebene. Nach dem WM-Titel bei den Junioren legte „Bobbele“ im Londoner Queen’s Club seinen ersten Titel auf der ATP Tour nach. Durch den Sieg beim traditionell als Vorbereitungsturnier für Wimbledon geltenden Event wurde Becker im Vorfeld als Geheimfavorit gehandelt. Ein möglicher Triumph des ungesetzten Deutschen galt aber dennoch als äußerst unwahrscheinlich.
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Für Curren verlief das Jahr bis Wimbledon ebenfalls erfolgreich. In Toronto konnte der Neo-Amerikaner seinen dritten Titel auf der Tour gewinnen. Auch in Houston erreichte Curren das Endspiel, unterlag dort Topstar John McEnroe nur knapp. Die Saison 1985 war die bisher erfolgreichste des gebürtigen Südafrikaners. Nach Wimbledon kam Curren als Nummer Acht der Setzliste. Dennoch hatten ihn kaum Experten auf der Rechnung, da er im Schatten der US-Superstars McEnroe und Jimmy Connors stand.
Der Weg ins Finale
Für Becker war der Weg ins Endspiel alles andere als ein Zuckerschlecken. Nach den souveränen Auftaktrunden gegen Hank Pfister und Matt Anger verlangte ihm Joakim Nyström in Runde drei alles ab. Erst im Tie-Break des fünften Satzes konnte Becker mit 9:7 den Sack zumachen und das Weiterkommen fixieren. Im Viertrunden-Match spielte sich dann ein Drama ab. Becker verletzte sich am Knöchel und musste alle Kräfte mobilisieren, um sich in fünf Sätzen gegen Tim Mayotte durchzusetzen. Im Viertelfinale wartete Henri Leconte, den der Deutsche nach vier Sets bezwingen konnte. Mit dem an fünf gesetzten Anders Järryd musste Becker als letzte Hürde einen weiteren Brocken aus dem Weg räumen. Nach einem schwachen ersten Satz fand der Jungstar immer besser ins Match und holte schließlich in vier Sets seine erste Finalteilnahme in Wimbledon.
Auch Kevin Curren musste um sein erstes Grand Slam Finale hart kämpfen. Gegen seine Landsmänner Larry Stefanki und Mike DePalma gab der 27-jährige nur einen Satz ab. Danach schlug er David Mustard glatt in drei Sets. Es folgte ein wahre Horrorauslosung für Curren. Im Achtelfinale wartete Stefan Edberg. Den Schweden schaltete er aber überraschend deutlich aus. Gegen Topfavorit John McEnroe folgte die nächste Gala. Endgültig zum Topfavoriten wurde der US-Amerikaner dann gegen den topgesetzten Jimmy Connors. Der Superstars hatte gegen Curren ebenfalls keine Chance und letztgenannter zog sensationell ohne Satzverlust ins Finale ein.
A Star Is Born
Im Finale wurde ein offenes Match erwartet. Zu Beginn merkte man beiden Spielern die Nervosität an. Auf der einen Seite der junge Becker, auf der anderen die vielleicht einzige Chance für Curren. Der Junioren-Weltmeister stellte sich aber besser auf die Bedingungen ein und holte sich den ersten Satz mit 6:3. Danach fand sein Gegner aber endlich besser in die Partie. Im zweiten Set lieferten sich beide einen Schlagabtausch, den Curren mit 7:6 für sich entscheiden konnte.
Es blieb weiterhin hoch spannend. Der dritte Satz entwickelte sich erneut zu einem Krimi. Diesmal behielt Becker die Oberhand und stellte mit dem 7:6 auf eine 2:1-Satzführung. Satz Nummer vier sollte dann die Entscheidung bringen. Obwohl Curren seinem Gegner erneut alles abverlangte, präsentierte sich der junge Becker extrem abgezockt. Mit dem entscheidenden Break legte er den Grundstein zum 6:4 und damit dem Titelgewinn auf dem Heiligen Rasen.
Für Becker war der Triumph der Startschuss einer großartigen Karriere. Fünf weitere Major Titel sollten folgen, allein in Wimbledon siegte der Deutsche insgesamt drei Mal. Auch nach seiner Karriere geriet Becker oftmals in die Schlagzeilen – nicht nur positiv (aktuelle Tennis News bei Tennis Wetten). Für Curren hingegen blieb Wimbledon 1985 das letzte große Finale. Der gebürtige Südafrikaner konnte danach nie mehr an die unglaubliche Form der zwei Wochen in London anknüpfen und beendete seine Karriere 1993 ungekrönt.