Auch wenn er im anschließenden Interview nach seiner Dreisatz-Niederlage gegen Alexander Zverev noch offen ließ, ob er nicht doch vielleicht noch einmal zu Roland Garros zurückkehren wird – die Zeichen bei Rafa Nadals French Open 2024 Auftritt standen definitiv auf „Last Dance“. Der Dominator von Roland Garros, der mit 14 Titeln beim Pariser Grand Slam einen Tennis Rekord für die Ewigkeit hält, hatte mit Rom Sieger Zverev ein denkbar schweres Erstrundenlos gezogen. Fast alle Tennisfans, vielleicht sogar Zverev selbst, hätten Nadal noch einen längeren Abschied aus Paris gegönnt, aber die harte Realität ist nun einmal, dass die ehemalige Nummer 1 der Tour nicht mehr auf dem Niveau der absoluten Topspieler agieren kann. Zu sehr haben Verletzungen Nadal zugesetzt. Das zeigte sich auch über drei Sätze gegen einen sehr fokussiert auftretenden Sascha Zverev. Der Wahl-Monegasse, der sich auf Asche immer wohler fühlt zählt nun bei den French Open Wettquoten schon zu den Top-Titelanwärtern.
Eiskalter Zverev mit perfektem Start
Alle Tennisromantiker am French Open Center Court wurden gleich unsanft aus ihren Träumen von einem Nadal-Märchen geweckt, als der Hamburger Hüne Zverev humorlos seinen prestigeträchtigen Gegner im ersten Game ohne Punktverlust breakte. Nadal sorgte zwar für den einen oder anderen „Vintage“ Glanzmoment, aber Satz eins ging deutlich mit 6:3 an Zverev, der kurz vor den French Open mit seinem Sieg beim Rom Masters noch ein Ausrufezeichen auf Sandplatz gesetzt hatte und bei den Bookies zu den Geheimfavoriten auf den Titel zählt.
Satz zwei war dann schon deutlich umkämpfter. Nadal konnte mit Stoppbällen Zverev aus der Grundlinien-Komfortzone locken, brachte auch einige seiner kraftvollen Vorhand-Passierbälle an und forderte seinen gut zehn Jahre jüngeren Kontrahenten deutlich mehr als in Satz eins. Zverev ließ sich aber nicht aus dem Konzept bringen, servierte stark (wie schon die ganze Saison) und behielt im Tie Break des zweiten Satzes die Oberhand. Nun standen die Zeichen schon sehr deutlich auf Abschied Nadals, zumal der 37-jährige Sandplatz-Spezialist schon sichtlich erschöpft war.
Rafas emotionaler Abschied und Rehabilitation für Zverev
In Satz drei wollte es der Mallorquiner aber noch einmal wissen. Nadal nahm Zverev beim Stand von 1-0 das Service ab, war drauf und dran das Momentum auf seine Seite zu bringen. Zverev blieb aber unbeeindruckt und behielt die Nerven – trotz der tobenden Fans, die alle „ihren“ Rafa noch einmal zu Höchstleistungen anspornen wollten. Zverev kam aber einmal mehr zurück, egalisierte und ging per Break beim Stand von 3:3 in Führung. Das folgende Aufschlagspiel konnte der Schützling von Zverev Sr. erfolgreich verteidigen und so hatte „Sascha“ die Chance per Break Nadal zu eliminieren. Beim Stand von 15:40 war es dann so weit. Nadal missglückte eine Vorhand und der Ball landete deutlich im Aus. Nicht wenige Augen im Stade Roland Garros waren zu diesem Zeitpunkt schon feucht.
In den anschließenden On-Court Interviews zeigte sich vor allem Zverev nicht nur als bescheidener Sieger sondern auch als echter Rafa Fan. Dabei war das Match auch für den Wahl-Monegassen eine besondere Angelegenheit. Justament gegen Nadal erlitt Zverev vor zwei Jahren am gleichen Court im French Open Semifinale eine furchtbare Knöcheverletzung, die Deutschlands Nummer 1 lange zum Zuschauen zwang. Nach monatelangem Kampf um an die Tennisspitze zurückzukehren, war der Sieg über Nadal auch für Zverev eine emotionale Angelegenheit und die Bestätigung, dass er am Ort seiner bittersten Niederlage vielleicht nun auch für den ganz großen Wurf bereit ist.